Amélie Sandmann und Moritz von Treuenfels, Kulturwald 2012 © Wolfram Ruoff
Amélie Sandmann und Moritz von Treuenfels, Kulturwald 2012 © Wolfram Ruoff
Auszug aus Radio-Interwiew (awn):
 
"Sie haben soeben eine Theater-Produktion sehr erfolgreich abgeschlossen, in der Sie eine der berühmtesten Frauen-Rollen verkörperten: Jedermanns Buhlschaft. Zudem standen Sie - sozusagen als Kontrast-Programm - auch als Mammon auf der Bühne.
Wie geht man als reife, schöne Frau damit um, neben einem so jungen Partner zu spielen, wenn man vorher schon weiß, dass oberflächliche Rezipienten den Altersunterschied als nicht ohne Weiteres nachvollziehbar werten könnten?"

"Natürlich hatte ich Angst. Es war ja auch eigentlich erstmal eine andere Besetzung vorgesehen, und ich war mehr als skeptisch, als der Regisseur mir sein Konzept unterbreitete. Aber ich habe Moritz von Treuenfels sofort akzeptiert, da ich seine außergewöhnliche Begabung erkannte. Zudem leuchtete mir die Lesart des Stücks durch die Brille der Regie auf einmal ein: So wie der Tod eines jungen Menschen sehr viel mehr dazu geeignet ist, das Publikum zu berühren, als wenn - um Regisseur Georg Blüml zu zitieren - "ein alter Sack zu Recht stirbt", so ist es auch mit der Buhlschaft: Eine ältere Frau, die einen jungen Liebhaber an sich bindet, quasi um die Jugend, das Leben festzuhalten, und die dann damit konfrontiert wird, dass ebendieser junge Mann ihr - völlig unerwartet - vom unerbittlichen Tod genommen wird - das ist doch eine ganz andere Qualität an Tragödie!
Ich habe versucht, "meine" Buhlschaft nicht, wie sonst üblich, als vulgäre, schnippische Schlampe darzustellen, sondern als elegante liebende Frau, mit Noblesse und Charakter - selbstverständlich darf dabei auch die erotische Spannung nicht fehlen, aber das warme Gefühl steht im Vordergrund. Unsere Abschiedsszene war doch herzzerreißend, dennoch konnte ich natürlich nicht mit ihm sterben - trotz aller Liebe nicht...
Gott sei Dank hatte ich danach Gelegenheit, mich in der Figur des Mammon wieder abzureagieren..."

"Und zwar mit überzeugender Wucht! Vielen Dank für das Gespräch."
Mammon, Fotos: Wolfram Ruoff
Mammon, Fotos: Wolfram Ruoff